Über diese Buchreise

75 Jahre ist es her, dass Stefan Zweig im Februar 1942 in Petrópolis, Brasilien,  seine Schachnovelle vollendete und wenige Tage vor seinem gemeinsam mit Ehefrau Lotte begangenem Suizid vier Typoskripte an drei befreundete Verleger (in Rio de Janeiro, New York und Stockholm) und seinen Übersetzer in Buenos Aires verschickte. Seine letzte literarische Tat.

Zur Feier dieses Jubiläums führen viele Zweig-, Schach- und Schachnovellen-Freunde eine ganze Reihe von Veranstaltungen durch.
Auch ich, ein bibliophiler Bewunderer von Stefan Zweig und insbesondere seiner letzten Novelle,  möchte einen gebührenden Erinnerungsbeitrag leisten. Vor kurzem kam ich auf den Gedanken, ein Buch-Exemplar der Schachnovelle alleine auf eine Welt-Reise zu senden. Auf eine der spannenden Bücherreisen, wie sie auf der website Bookcrossing seit Jahren angeregt werden; auf dieser Seite werden Bücher zum „Reisen“ angemeldet und alle Reisestationen vermerkt. Und man kann die Bücher virtuell auf ihrer Reise begleiten.

Die Bookcrossing-Spielregeln für dieses weltumspannende „Bücher-Reisespiel“ sind einfach:
Auf der website kann man ein Buch für eine „Reise anmelden“ und erhält eine eindeutige ID-Kennung, die im Buch zum Start eingeklebt wird und als „Buchpass“ mitreist. Dann lässt man das Buch, wo immer man möchte „frei“, das heißt, man lässt es auf einer Parkbank, in einem Café, in Bus oder U-Bahn oder an einem anderen öffentlichen Ort liegen. Finder werden zu temporären Besitzern, können es lesen und für eine Weile auf ihren Regalen stehen lassen; sie sollten es nur irgendwann wieder auf die Weiterreise weggeben. Ein Vermerk, eine kurze Notiz, vielleicht ein Bild sollten die jeweiligen temporären Zwischenbesitzer auf der bookcrossing-Seite des Buches hinterlassen. So kann der Reiseverlauf tagebuchartig dort nachverfolgt werden.

Auf dieser Plattform habe ich also ein ausgewähltes Exemplar der Schachnovelle angemeldet. Die  erhaltene Buch-Identifikationsnummer meiner Schachnovelle lautet:

054-14835092

Sucht man auf bookcrossing nach dem Titel  „Schachnovelle“ so werden aktuell 406 Exemplare ausgewiesen, die sich auf Reisen durch die Welt bewegen! (Hinweis: Titelsuche funktioniert nur im angemeldeten Status).
Mein Exemplar wird über die ID gefunden.

Um meinem Schachnovellen-Exemplar im Rahmen des Jubiläums Besonderes widerfahren zu lassen, habe ich mir folgende ergänzende Regelungen ausgedacht:

  1. Die Reisezwischenstationen sollen nicht dem Zufall überlassen sein, sondern es sind die Lebensstationen von Stefan Zweig „anzusteuern“, und möglichst auch in der Reihenfolge:
    – Wien – Berlin – Zürich – Salzburg – London – Bath – Petropolis –
    und weiter:
    Rio de Janeiro – Buenos Aires – New York – Stockholm
    (die vier Zielorte der vier Typoskripte)
  2. Von Stockholm aus sollte das Buch zu seiner letzten Station gelangen:
    zu Professor Randolph Klawiter
    in 3828 Eastmont Drive / South Bend, Indiana 46628 USA
    (d.i. der maßgebliche Bibliograph von Stefan Zweig,
    siehe auch SZ-Bibliography-wiki)
  3. Endstation der Reise:
    Die große Zweig-Sammlung in der
    Stefan Zweig Collection, State University of New York at Fredonia
  4. Die mitunter großen Entfernungen zu den vorgegebenen Reisestationen (s.1.) können natürlich auch über Zwischenstationen „angepeilt“ werden, wenn z. B. ein temporärer Zwischenbesitzer Freunde oder Bekannte hat, denen er das Buch für die Weiterreise zusenden möchte, und diese nur in der Nähe des nächsten Zielortes oder -landes oder auf der Route dorthin leben.
  5. Die temporären Zwischenbesitzer sollten mit tagebuchartigen Notizen die  aktuellen Standorte des Buches und seine Verbleibdauer auf der bookcrossing Buchseite und/oder auf dieser „Schachnovellenreise“-Seite hinterlassen. Gerne übernehme ich diese Dokumentation für Sie. Bitte schreiben Sie mir einfach eine Mail oder hinterlassen Sie einen entsprechenden Kommentar auf dieser website. Gerne auch ein Bild vom Buch am jeweiligen Ort oder beim jeweiligen Besitzer oder kleine Anekdoten über den „Reisebesuch“.
    Die ausführliche Reisebeschreibung mit ihrem aktuellen Status wird neben der Dokumentation auf bookcrossing und hier auf dieser website zu lesen sein.

Am Ende der (hoffentlich) erfolgreichen Reise dieser Schachnovelle werden wir eine schöne Reisebeschreibung vom Start Hamburg über die Lebensstationen von Stefan Zweig hinweg bis in die Fredonia-Zweig-Sammlung haben und bewiesen haben, dass Bücher auch gut alleine unterwegs sein können, weltweit neue Bekannte und Freunde von Stefan Zweig kennen lernen oder neue Zweig-Begeisterte gewonnen haben.
Der Reiseablauf wird auch zeigen, ob sich die Vermutung des „Kleine-Welt-Phänomens„, dass jedes Ziel/ jede Person über verblüffend wenige „Ecken“ (Zwischenstationen) erreicht werden kann, auch durch diese Schachnovellenreise bestätigt wird.
(Leonardo)

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